Ich möchte hier im wesentlichen auf vier unglaubliche Effekte der SR eingehen:
Längenkontraktion
Zeitdilatation
Rot-Grün-Verschiebung
E = mc
2
Die ersten beiden Effekte gehören wohl zu den merkwürdigsten überhaupt in der
Physik (sieht man mal von der Quantenmechanik ab).
Kommen wir zunächst zur Längenkontraktion. Die Verhältnisse bei der
Längenkontraktion sind noch verwirrender, wenn nicht eindeutige Definitionen
getroffen werden. Nehmen wir an, wir befinden uns im System S in Ruhe
(symbolisiert durch das Auge) und wollen die Länge eines vorbeirauschenden
Lineals, welches in S' ruht, mit der Länge des Lineals, welches sich in unserem
Koordinatensystem auch in Ruhe befindet, vergleichen.
Überflüssig zu erwähnen, dass beide Lineale
baugleich sein müssen, d.h. befinden sie sich beide Lineale in Ruhe, habe sie dieselbe Länge.
Eine Messung der Länge des vorbeifliegenden Lineals, bedeutet, dass wir die
Differenz zweier x-Werte messen, nämlich die zwischen dem rechten (x
R)
und dem linken (x
L) Ende des Lineals. Die Länge L des Lineals
gemessen in S beträgt also: L = x
R - x
L. Dagegen bezeichnen wir die Länge gemessen in
S' mit L'. Eine Messung der Länge L in S bedeutet, dass die
Messung in S
gleichzeitig erfolgt, also in einem Augenblick
durchzuführen ist. Diesen Zeitpunkt der Messung bezeichnen wir mit T. Um nun die Länge aus der Sicht von
S bestimmen zu können, benötigen wir die Lorentztransformationen. Fassen wir
das Gesagte also in Formeln zusammen:
Damit folgt
Aus der Sicht von S erscheint die Länge L des Lineals also um den Wurzelfaktor verkürzt.
Wir haben am Beispiel der Längenkontraktion gesehen, dass eine gleichzeitige Messung nur in einem bestimmten Bezugssystem
einen Sinn macht und nicht auf alle Koordinatensysteme erweiterbar ist. Erschreckend deutlich wird dies am Beispiel der Zeitdilatation.
Wir befinden uns mit der einen Uhr wieder im
System S. Die zweite Uhr fliegt an uns im System S' vorbei. Wir wollen uns auf die Messvorschriften
einigen. Wir gehen selbstverständlich wieder von der Baugleichheit unseres
chronometrischen Messinstrumentes aus. Wenn man den Gang zweier Uhren miteinander vergleichen
will, meint man genauer damit, dass man Zeitintervalle vergleichen will, d.h.
wenn der Zeiger z.B. von 12 Uhr auf 12 Uhr und eine Minute springt, ist, wie
jeder schnell nachrechnen kann, eine Minute vergangen. Wir ziehen also zwei
Zeitangaben voneinander ab, nämlich 12:01 - 12:00 = 1 Minute. Bezeichnen wir
die erste Zeitangabe mit t
1 und die zweite mit t
2.
Den Ort, an dem die Uhr in S' ruht, bezeichnen wir mit X
'. Fassen wir
wieder zusammen und bemühen nochmals die Lorentz-Trafos:
Die vorbeifliegende Uhr geht also wirklich langsamer. Dieser Effekt
wurde präzise bestätigt. Man hat zwei synchronlaufende Atomuhren gewaltsam
voneinander getrennt, d.h. die eine wurde für mehrere Weltumrundungen in einem Flugzeug auf die Reise
geschickt, die andere blieb auf dem Flughafen zurück. Man stellte tatsächlich den nach obiger
Formel zu erwartenden Gangunterschied zwischen den beiden Atomuhren fest.
Für viel Verwirrung in Zusammenhang mit der Zeitdilatation sorgt das berühmte Zwillingsparadoxon.
Zwei baugleiche und synchron laufende Uhren (I und II) und eineiige Zwillinge werden für ein Experiment
missbraucht. Zwilling I steigt in eine Rakete und saust mit konstanter
Geschwindigkeit an Zwilling II vorbei. Zwilling II bemerkt dabei, dass die
Uhr I in der Rakete langsamer geht als seine eigene. Kurios ist dabei, dass
Zwilling I in der Rakete dasselbe feststellt, also dass die Uhr von Zwilling II langsamer geht.
Und schon beginnen die Kopfschmerzen. Die beiden Koordinatensysteme sind völlig
gleichberechtigt. Wie aber kommt es zu dem berühmten,
wo ein Zwilling nach einer langen Raketenreise zur Erde zurückkehrt und
feststellt dass sein auf der Erde (örtlich) zurückgebliebene Bruder auf einmal
ergraut ist? Der Trick ist, dass die Rakete mit Zwilling I zunächst einmal kräftig
beschleunigen muss. Von der Beschleunigung merkt Zwilling II auf der Erde jedoch
nichts.Entscheidend ist also, dass Beschleunigungs-Effekte im Rahmen der Allgemeinen
Relativitätstheorie berücksichtigt werden müssen.
Eng verknüpft mit der Zeitdilatation ist der Effekt der Rot-Grün-Verschiebung, welcher
ein sehr wichtiges Instrument zur Bestimmung der Verhältnisse in unserem Universum ist.
Die heute noch nicht eindeutig geklärte und äußerst spannende Frage, wie
unser Universum aufgebaut ist, und wohin es sich entwickelt, kann ein wenig mit
Hilfe der SR beantwortet werden. Jeder begegnet dem Dopplereffekt
ein bis zweimal am Tag, nämlich dann, wenn die Feuerwehr an einem vorbeibraust. Der
Ton (Frequenz) des Martins-Horn erscheint (sofern man sich nicht die Ohren zuhält)
höher, wenn die Feuerwehr auf einen zufährt und tiefer, wenn sie sich von
einem entfernt. Einen ähnlichen Effekt gibt es auch beim Licht. Angenommen wir
messen die Frequenz einer Spektrallinie (sehr beliebt ist die Wasserstoff - H-Alpha-Linie,
da Sterne überwiegend aus Wasserstoffatome bestehen) in unserem Labor und
stellen die Frequenz f
0 fest. Wenn sich nun ein Stern von der Erde wegbewegt, wird man bei einer Messung der H-Alpha-Linie
auf der Erde feststellen, dass man eine geringere Frequenz misst als im Labor (Rotverschiebung).
Würde sich der Stern dagegen auf die Erde zu bewegen, würde man eine höhere
Frequenz feststellen (Grünverschiebung). Bei einem genauen Blick mit
Teleskop und Spektrometer in den Himmel stellt man fest, dass
sich fast alle Sterne von uns wegbewegen, das All expandiert also (die
beobachtete Rotverschiebung hat jedoch noch andere Ursachen: 1) die
Gravitationsrotverschiebung am Ort der Quelle oder des Empfängers und 2)
die kosmologische Rotverschiebung aufgrund der zeitlichen Expansion des
kosmischen Skalenfaktors. Der kosmische Skalenfaktor kann unter bestimmten
Voraussetzungen als der Krümmungsradius des Kosmos interpretiert werden). Die Formel für
die Verschiebung der Frequenz lautet
Dabei ist f
0 die im Labor gemessene Frequenz und v die Geschwindigkeit, mit der sich die
Sonne von uns wegbewegt.
Zum Schluss kommen wir endlich zum wohl berühmtesten Diamanten der
Relativitätstheorie, der äquivalenz zwischen Energie und Masse E = mc
2. Diese
Formel genießt bei einigen verwirrten "Friedens-Fanatikeren" einen
schlechten Ruf, weil ihr die alleinige Schuld für die Erfindung der
Atombombe zugeschrieben wird.
Das ist aber kompletter Unsinn. Die Atombombe wäre auch ohne diese Formel gebaut
worden. Einstein war nie an der Konstruktion der Atombombe direkt beteiligt. Er
verabscheute jede Form von Gewalt, insbesondere hasste er glühend den staatlich
legitimierten Mord im Krieg (siehe Einsteins-Weltbild). In einem Schreiben an
den amerikanischen Präsidenten Roosevelt befürwortete er, wahrscheinlich mit
einem unbeschreiblichen Gefühl an übelkeit im Bauch, den Bau der Atombombe
durch Amerika, unter dem Aspekt, dass man Nazi-Deutschland zuvorkommen müsse.
Nach dem Krieg war er einer derjenigen, die am heftigsten den Verbot von
Atomwaffen forderte. Doch was steckt nun hinter dieser Formel? Fügt man z.B. 4
Wasserstoffatome zu einem Heliumkern zusammen, so wird man feststellen, dass der
Heliumkern weniger auf die Waage bringt als die 4 Wasserstoffatome.
Die Massendifferenz zwischen den 4 Wasserstoffatomen und dem Heliumkern wurde in Form von Energie freigesetzt. Aus dieser Quelle
bezieht die Sonne und leider auch die Wasserstoffbombe ihre Energie. Die
Atombombe beruht auf dem umgekehrten Prinzip. Spaltet man schwere Kerne wie z.B.
Uran, wird ebenfalls Energie freigesetzt. Dieses Prinzip findet Verwendung in
Atomkraftwerken und eben in der Atombombe.