Wir wollen in diesem Kapitel so verwegen sein und die Einsteinschen Feldgleichungen auf das Universum
anwenden. Dabei werde ich so gut es geht von unnötigem Formelkram Abstand
nehmen und mich im wesentlichen auf die Diskussion der Ergebnisse beschränken.
Um überhaupt etwas ausrechnen zu können, ist es erforderlich das Problem auf
sinnvolle aber noch allgemeingültige Weise zu vereinfachen. Wie immer muss man
einen sinnvollen Ansatz für die Metrik finden. Der hier vorgestellte Ansatz geht davon aus, dass
das Universum im Mittel homogen und isotrop ist, also die Massendichte als
konstant angenommen werden darf (dies ist durchaus gerechtfertigt, wenn man über
viele Galaxien mittelt) und keine Richtung gegenüber einer anderen bevorzugt
werden darf. D.h. Gleichberechtigung total. Dieser Sachverhalt bezeichnet man
auch als das Kosmologische Prinzip: Im Universum sind alle Positionen und Richtungen
gleichwertig Diese Annahmen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da sie
sich nur auf den sichtbaren Bereich des Universums beziehen. Dunkle Materie
(also Materie, die kaum ein Photon abstrahlt) wird nicht mit einbezogen. Wir
erkennen schon an dieser Stelle, dass eine große Unsicherheit in die
Massendichte
eingeht. Es ist ja auch ein wenig
schwierig, das Universum mal eben auf die Badezimmerwaage zu stellen. Die
Metrik, die dem Kosmologischen Prinzip genügt ist die Robertson-Walker-Metrik:
Die
Metrik hängt von der Konstanten k ab, wobei man die Fälle: k = +1, k = 0, k = -1 auseinanderhalten
muss. Alle räumlichen Abstände zwischen zwei Punkten sind proportional zu R(t), dies gilt insbesondere für den Abstand zwischen zwei Galaxien. Die Größe R(t) wird daher kosmischer Skalenfaktor genannt. Für k = +/-1 ist R(t) der Krümmungsradius des Universums, insbesondere für k = +1 der Radius des Universums selbst. Wir erkennen für k = 0 die ähnlichkeit mit der Metrik für ein kugelsymmetrisches Problem. Das soll uns erst einmal genügen, was den Ansatz für die Metrik zur Beschreibung des Universums angeht. Damit ist das Päckchen an Vorab-überlegungen aber noch nicht geschnürt. Wenden
wir uns nun den Einsteinschen Feldgleichungen zu.
Die hier eingeführte Kosmologische Konstante
,
die zuerst Einsteins Hirn entsprungen ist, stellt eine Erweiterung der
Feldgleichnungen dar, die mit den notwendigen Symmetrieprinzipien und
Erhaltungssätzen vereinbar ist. Damit die Verhältnisse in unserem Sonnensystem
richtig beschrieben werden können, muss
einen
sehr kleinen Wert besitzen, der aber für die Dynamik des Kosmos sehr wohl von
Bedeutung sein kann. Ein Blick auf die Feldgleichungen verrät uns sofort, was
noch einer Klärung bedarf, nämlich der Energie-Impuls-Tensor. Die
Materie des Universums betrachten wir im Großen und im Mittel als
kontinuierliche, ideale Flüssigkeit mit dem Energie-Impuls-Tensor
Die Massendichte
und der Druck P werden als räumlich homogen angesehen, d.h. P = P (t) und
=
(t). Dass
P und
von der Zeit abhängen müssen, ist klar. Man stelle sich einen Luftballon
gefüllt mit na eben Luft vor. Dieser Luftballon hat ein Volumen V und ist
gefüllt mit der Gasmasse m. Bringen wir diesen Luftballon ins All, wird er sich
ausdehnen. Die Gasmasse bleibt dabei im Ballon unverändert, sein Volumen
vergrößert sich aber und damit nimmt die Dichte im Ballon ab, da Dichte
gegeben ist durch masse geteilt durch Volumen. Expandiert nun das Universum z.B.
bleibt die Gesamtmasse des Universums erhalten, das Volumen wächst aber, der
Balloneffekt! Ein großer Unsicherheitsfaktor bei der Bestimmung der
massendichte des Universums ist die dunkle Materie. Dieser finstere Teil
der All-Masse kann wesentliche Beiträge zur Dichte ausmachen. Mögliche Quellen
sind:
abgekühlte weiße und braune Zwerge
massive Neutrinos
supermassive Schwarze Löcher
Einen Teil dieser dunklen Materie kann man aufgrund ihres gravitativen Einflusses auf
leuchtende Materie bestimmen. Man denke nur an Schwarze Löcher im Zentrum von
Galaxien. Wir wollen uns noch ein paar Gedanken zur Kosmologischen Konstanten
L
machen. Die Kosmologische Konstante kann man als Energiedichte des Vakuums
interpretieren. Eine Abschätzung für
kann man demnach aus der Quantenfeldtheorie erhalten. Anstrengende überlegungen zu dieser Problematik ergeben, dass die Annahme
= 0 naheliegend
ist. Damit ergeben sich für den kosmologischen Skalenfaktor R(t) folgende Lösungen in Abhängigkeit von k:
Die Weltmodelle mit k = -1 oder 0 haben eine unendliche Ausdehnung. Für k = 0 geht
die Geschwindigkeit der Expansion langsam gegen Null, für k = -1 gegen eine
Konstante. Das Weltmodell mit k = 0 heißt Einstein-de-Sitter-Universum.
Für k = 1 erhalten wir eine periodische Bewegung, d.h. die Expansion erreicht
einen maximalen Wert und danach das Universum fällt wieder auf eine
Singularität zusammen. Danach beginnt wieder alles von vorne. Die Lösungen
für k = 0 und k = -1 bezeichnet man auch als offene Lösungen. Das
Universum expandiert immer weiter, bis alle Sterne erloschen sind, keine
lebensnotwendige Energie mehr vorhanden ist. Das Universum wird zu einer
riesigen Leichenhalle. Es ist bis heute noch nicht eindeutig geklärt, wohin
sich das Universum entwickelt. Den Anhängern der Wiedergeburt dürfte die k =
+1 Lösung wohl am besten schmecken. Für die katholische Kirche, die von der
Existenz der Ewigkeit ausgeht, kämen die anderen beiden Lösungen in Frage. Alle experimentellen Beobachtungen
sprechen derzeit dafür, dass das All sich beschleunigt ausdehnt.