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Einleitung zur Relativitätstheorie
Einsteins Relativitätstheorie verursacht bei vielen Studenten und Hobbytheoretikern
heftige Kopfschmerzen. Das mathematische Handwerkszeug der Relativitätstheorie
genießt den Ruf abgehobener Unverständlichkeit. Dabei werden die Verständnisschwierigkeiten
oft im Hörsaal selbst erzeugt, nämlich dann, wenn der Dozent einen
RELATIV unlösbaren Verständnis-Knoten im Kopf hat, oder der Meinung ist, die
Relativitätstheorie unnötig theoretisieren zu müssen, bis jede
Anschaulichkeit in undurchdringlichem Formelnebel verschwunden ist. Zugegeben, eine
Handvoll mathematischer Grundlagen werden schon benötigt.
Spezielle- oder Allgemeine Relativitätstheorie (AR), das ist hier keine Frage!
Wie es der Name schon verrät, ist die SR
ein Spezialfall der AR. Die AR beschäftigt sich kurz gesagt mit der
Gravitation, oder allgemeiner mit beschleunigten Bezugssystemen, die SR hingegen
mitInertialsystemen. Ein Inertialsystem ist ein Bezugssystem, in dem keine Kräfte wirken, also z.B.
die Schwerelosigkeit im All, oder Näherungsweise der unwünschenswerte, aber
oft zitierte Freie Fall im Fahrstuhl.
Relativität bedeutet u.a., dass der Unglückliche im Fahrstuhl und der
Astronaut im Raumschiff nicht sagen können,
ob sie sich nun im All oder im Fahrstuhl befinden (sofern sie ihre Augen geschlossen haben). Ebenso kann eine
Experimentator, oder wer auch immer, nicht zwischen der Schwerkraft und Trägheitskraft
unterscheiden. Also, beschleunigt die Rakete unseres Astronauten z.B. genau mit der
Erdbeschleunigung (g = 9,81 m/s2), so spürt er dieselbe Kraft, als
wenn er sich stehend auf der Erdoberfläche befinden würde.
Wenn nun aber alles relativ ist, wie kann man überhaupt noch eine Aussage über
irgendetwas machen? Die Klärung dieses Punktes hat Einstein mehr Zeit gekostet,
als die komplizierten Gleichungen seiner Theorie zu backen. Die Lösung war
denkbar einfach. Es ist immer möglich ein lokales
Inertialsystem zu schaffen (also einen „Freien Fall“), der eine
Vergleichsmöglichkeit zu einem Nicht-Inertialsystem bietet. Der Begriff einer
absoluten Raum-Zeit-Angabe ist sinnlos. Wenn also Einstein festgestellt hat,
dass Uhren im unmittelbaren Schwerefeld der Sonne langsamer gehen, meint er
genauer: Eine Uhr geht im Schwerefeld der Sonne langsamer im Vergleich zu einer
baugleichen Uhr, die sich im schwerelosen Raum befindet. Hier ein paar kuriose
aber experimentell bestätigte Folgerungen der Relativitätstheorie:
SR Zeitdilatation:Bewegte Uhren gehen langsamer (relativ zu der ruhenden)
AR Zeitdilatation: Eine Uhr im Schwerefeld (z.B. dem der Sonne) geht relativ zu
einer Uhr in der Schwerelosigkeit langsamer
SR Längenkontraktion: Vergleicht ein Beobachter ein
vorbeifliegendes Lineal mit seinem ruhenden (gleichlangen) Lineal, so erscheint das bewegte verkürzt
AR Längenkontraktion: Längeneinheiten im Schwerefeld (z.B.
dem der Sonne) sind relativ zu denen in der Schwerelosigkeit verkürzt
Lichtablenkung: Licht wird im Schwerefeld (z.B. dem der Sonne) abgelenkt
AR Rotverschiebung: Bewegt sich ein Stern z.B. von der Erde weg so erscheint
sein Licht in den roten Bereich des Spektrums verschoben
SR Äquivalenz zwischen Masse und Energie
All diese unfassbaren Effekte bewegten Einstein dazu, die Raum-Zeit nicht als völlig
eben und geradlinig anzunehmen. Er erfand den anschaulichen Begriff der Raumkrümmung.
Wird ein Lichtquant im Schwerefeld der Sonne abgelenkt, so muss man diesen Effekt
nicht als Wirkung einer Kraft verstehen. Das Lichtquant folgt nach Einstein nur
dem durch die Masse der Sonne gekrümmten Raumverlauf. Es fällt dem Menschen deshalb so schwer, Raum und Zeit als
gleichberechtigte Größen zu betrachten, weil wir kein Sinnesorgan für die
Zeit besitzen und weil wir uns in einer Welt befinden, die sich schwer tut, auf
Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. Abgesehen von den Augen sorgt unser Gleichgewichts- oder besser
Orientierungs-Sinnesorgan (die drei Bögen im Innenohr, welche wie ein
dreidimensionales Koordinatensystem in x-, y-, und z-Richtung ausgerichtet sind)
dafür, dass wir nicht wie volltrunken durch die Gegend torkeln. Es fehlt
sozusagen ein innerer Chronometer, der im festen Takt die „Eigen-Zeit“
vorgibt. Die Eigen-Zeit spielt übrigens eine wichtige Rolle in der Relativitätstheorie.
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